Eine Schule in Palästina

Sabine Neumann Sabine Neumann
La Scuole nel Deserto - Abu Hindi primary school, ARCò Architettura & Cooperazione ARCò Architettura & Cooperazione Espacios comerciales
Loading admin actions …

Wir zeigen euch hier bei homify so viele großartige Beispiele für herausragende Architekturprojekte, von Privatvillen über Hausrenovierungen bis hin zu öffentlichen Gebäuden und Projekten. Aber Architektur kann viel mehr sein als das. Deshalb haben wir euch heute ein Gebäude mitgebracht, das ein wenig anders ist als die eindrucksvollen, inspirierenden Projekte, die ihr hier sonst seht. Bei diesem Projekt zeigt sich die solidarische und soziale Seite der Architektur in einem der größten Krisengebiete der Welt. Wir reisen mit euch in die C-Zone der besetzten Gebiete im Westjordanland. Diese Zone gehört zwar offiziell zu den Palästinensischen Autonomiegebieten, wird aber vollständig von Israel kontrolliert. In einem Beduinencamp vor Ort wurde 2010 eine Schule errichtet, um den Kindern der Umgebung inmitten all der Schrecken und Wirren des nicht enden wollenden Konflikts Zugang zu Bildung und Unterricht zu ermöglichen.

Das Projekt

Das Beduinencamp liegt 10 Kilometer außerhalb von Jerusalem und ist das Zuhause von 2.700 Menschen. In dieser, ebenso von der rauen, kargen Wüstenlandschaft wie von ewig andauernden Kämpfen und Unruhen geprägten, Umgebung haben sich zwei Gruppen zusammengeschlossen, um eine umweltbewusste Schule zu bauen. Das Projekt wurde von der italienischen Firma ARCò Architecture und der Nichtregierungsorganisation Vento di Terra gemeinsam geplant und umgesetzt. Die Beduinengemeinschaft wurde in den Bau der Schule involviert. Auf diese Weise konnten nicht nur die Bewohner ein Bewusstsein für das neue Gebäude im Dorf entwickeln, sondern darüber hinaus auch erhebliche Kosten eingespart werden. Das ganze Projekt kostete knapp 45.000 Euro und war innerhalb von 60 Tagen fertig gestellt.

Die Bedingungen

Die Umgebung der neuen Schule war eine echte Herausforderung für den Bau. Oberhalb des Dorfes befindet sich eine der größten Mülldeponien der Gegend, die sowohl von der Stadt Jerusalem als auch von einer nahegelgenen israelischen Siedlung genutzt wird. Da es vor Ort kein richtiges Kanalisationssystem gab, war jede Toilette mit einem provisorischen Open-air-Abwassersystem in unmittelbarer Nachbarschaft zum Camp verknüpft, was die Luft verschmutzte und die Lebensbedingungen extrem erschwerte, besonders während der heißen Sommermonate. Das Wasser für das gesamte Camp wurde durch eine extrem kleine Rohrleitung aus Gummi geleitet, die ständig kaputt ging. In Sachen Elektrizität sah es nicht besser aus: Ein einziger Dieselgenerator versuchte verzweifelt, 2.700 Menschen zu versorgen.

Schwierigkeiten und Hindernisse

Die israelischen Behörden erlegtem dem Projekt zahlreiche Auflagen auf und schränkten viele Änderungen und Erweiterungen des bestehenden Gebäudes ein. Alle Arbeiter, die an der neuen Schule arbeiteten, kamen aus dem Dorf und arbeiteten während der Sommerferien nonstop an dem Projekt, um es noch vor dem Ramadan im August 2010 fertig zu stellen.

Ziel

Das Hauptziel des Projektes war es, die Struktur, was Klima und Energie betrifft, modernen Standards anzupassen. Es entstand ein Gebäude mit einem natürlichen Belüftungssystem und einer adäquaten Isolierung. Darüber hinaus wurden sowohl ein Regenauffangsystem als auch einige Solarzellen installiert, um den altersschwachen Dieselgenerator der alten Schule zu ersetzen.

Natürliche Belüftung

Das Dach auf dem Gebäude wurde ein wenig angehoben und gekippt, um eine funktionierende Luftzirkulation zu gewährleisten. Die Öffnungen können mit Plexiglasscheiben geschlossen werden.

Raffinierte Isolierung

Eine vielschichtige Außenwand wurde hinzugefügt, die aus Materialien besteht, die für das Klima geeignet sind. In der 34 Zentimeter dicken Wand wurden Bambus, Stroh, Kalk, Lehm und verzinktes Aluminium verbaut.

Das Ergebnis

Hier sehen wir das Ergebnis des Projekts. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Beduinen in Sachen Recycling wahre Wunderwerke vollbringen. Alle Häuser des Camps wurden aus Metall, Holz und anderen Materialien errichtet, die von Baustellen und Mülldeponien zusammengetragen wurden. Oft sind diese Häuser allerdings nicht sonderlich gut isoliert, um kalten Wintern und heißen Sommern zu trotzen. Die fertig gestellte Schule hingegen verfügt über eine gut isolierte Struktur, die dafür sorgt, dass die Wärme im Sommer draußen und im Winter drinnen bleibt.

Gemeinsam haben Vento di Terra und ARCò Architecture ein beeindruckendes Projekt geschaffen, das sozial, solidarisch, nachhaltig und umweltbewusst als leuchtendes Beispiel für weitere Architekturprojekte dienen kann – und zwar nicht nur in Konflikt- und Krisenregionen, sondern überall auf der Welt.

¿Necesitas ayuda con tu proyecto?
¡Contáctanos!

Destacados de nuestra revista